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Verwunschene Schlösser in Masuren.

 

Schloss Schlobitten, Burg Schönberg und Schloss Steinort

Ein Paradies für Fans der „maroden“ Fotografie sind die hier von mir vorgestellten Objekte im ehemaligen Masuren bzw. Ostpreussen.

 

Schloss Schlobitten,

 

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 Peter Dohnas Sohn, Achatius I. (1533–1601), ließ das vorhandene mittelalterliche Herrenhaus um 1589 herstellen und ausbauen und nahm dort seinen Wohnsitz. In diesem Haus logierte 1611 auch Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg bei seiner Durchreise nach Königsberg. Der im Ingenieur- und Festungsbauwesen geschulte Sohn des Grafen Achatius, Abraham II. Burggraf und Graf zu Dohna (1579–1631), ließ schließlich 1621–1624 – vermutlich neben dem alten Herrensitz – ein vollkommen neues Schloss auf H-förmigem Grundriss im Spätrenaissancestil erbauen, von dem eine alte Ansicht auf einem Dohna’schen Stammbaum überliefert ist und für das er selbst sehr genaue Entwurfszeichnungen (Grundrisse und Schnitt) angefertigt hatte. Nach der Verwüstung und Ausplünderung des Schlosses während des schwedisch-polnischen Krieges 1629 ließ Abraham es erneut herstellen. Es war ein zweigeschossiger massiver Putzbau mit Kellergeschoss und den für die Renaissance typischen Zwerchhäusern mit dreizonigen Schweifgiebeln, die zwei Etagen aufwiesen. 1627 erfolgte in der nördlichen Flucht des Schlosses, in östlicher Richtung und nur wenig abgesetzt vom Hauptbau die Errichtung eines galerieartigen eingeschossigen Bibliotheksgebäudes (33 m lang und 6 m tief). Die langgestreckte Galerie wurde von Kreuzgratgewölben überspannt. Der Neubau des Schlosses im Barockstil wurde von Alexander zu Dohna (1661–1728) beauftragt. Der Bau zog sich von 1696 bis 1736 hin. Die Architekten waren Jean Baptiste Broebes (1660–1720) und Johann Caspar Hindersin (1667–1738).

Das fertige Schloss war ein ostpreußisches Königsschloss, mit der Aufgabe dem preußischen König auf seinen Reisen als Unterkunft zu dienen.

1945 wurde das Schloss durch Brandstiftung nach Einmarsch der Roten Armee zerstört. Heute stehen nur noch die Umfassungsmauern des Gebäudes.

 

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 Burg Schönburg,

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Hoch über dem Ufer des Haussees (jez. Szymborskie) ließen die Domherren zwischen 1301 und 1386 burgartige Wohnräume und Wirtschaftsgebäude um einen großen Hof herum errichten. Der Name Schönberg trat 1378 erstmals als Grenzbezeichnung in der Handfeste von Stärkenau auf. Über dem Portal des zweiten Torbogens im Burgeingang war einst eine Tafel Heinrichs von Skerlin angebracht, die mit der Jahreszahl 1386 wohl den Abschluss der Bauarbeiten am Wirtschaftshof dokumentierte: "HEC PORTA CONSTRUCTA EST ANNO DOMINI MCCCLXXXVI TEMPORE FRATRIS HENRICI DE SKERLIN PREPOSITI" (Dieses Tor wurde im Jahre des Herrn 1386 in der Zeit des Propstes Heinrich von Skerlin erbaut) .

Die Tafel hat den letzten Krieg nicht überlebt.

Die Anlage, die im Städtekrieg (1454 - 1466) gleich zum Anfang von den Städtebündischen eingenommen und teilweise zerstört, aber wieder aufgebaut worden war, galt als Musterbeispiel für einen wehrhaften Gutshof des Mittelalters mit rechteckigem Grundriß, basierend auf der Tradition des römischen Lagers (castrum).

1699 endlich kaufte der kurfürstliche Kammerherr Ernst Finck von Finckenstein, genannt der "reiche Schäfer", die Schönberger Güter vom Schliebener Erben Ernst Sigismund und in der Familie Finck von Finckenstein blieb Schönberg bis 1945.Seit 1988 gab es Pläne, in Schönberg ein internationales Zentrum für blinde, musikalisch begabte Kinder einzurichten. Es gab bautechnische Prüfungen, Pläne wurden erarbeitet und die Architekten bestimmt. Doch sehr bald trat eine Pause ein. Nach 1990 wurde Burg Schönberg mehrfach privatisiert, diente auch als Kulisse für Dreharbeiten des deutschen Regisseurs Volker Schlöndorff zum Film "Der Erlkönig" nach dem Roman von Michel Tournier. Seit 1997 ist der Schlosskomplex Eigentum eines reichen polnischen Geschäftsmanns.

 

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 Schloss Steinort,

 

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Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Familie von Lehndorff, die in der Gegend von Königsberg ansässig war, mit einem großen Stück Land belehnt, welches „Steinorter Wildnis“ hieß. Viele angrenzende Orte gehörten dazu.

Die ersten Besitzer hießen mit Vornamen Casper, Fabian und Sebastian. Sie waren Amtshauptmänner von Preußisch Eylau bzw. von Oletzko, gefolgt von Meinhard (Landrat von Rastenburg, Oberstleutnant, geboren 1590). Er legte den Steinorter Park, die Eichenallee sowie den Kreuzgang aus ionischen Säulen an. Ein Teil der Eichen steht für jedes auf Steinort geborene Kind der Familie von Lehndorff. Der Ort mit dem zugehörigen Gutshof ist auch der Stammsitz der Familie von Lehndorff. Der 1637 geborene Ahasverus war Nachfolger auf Steinort. Seine dritte Frau Eleonore ließ das Herrenhaus errichten. Sein Sohn Ernst Ahasverus übernahm die Nachfolge. Von 1758 führte dessen Sohn Ernst Ahasverus Heinrich (geboren 1727) die Linie weiter. 1770 wurde sein Sohn Carl Ludwig geboren, er übernahm dann Steinort. Er hatte fünf Kinder. Der älteste Sohn Carl Meinhard übernahm 1854 Steinort. Carl Meinhard heiratete seine Cousine Anna, geborene Gräfin Hahn-Basedow, die nach seinem Tod 1883 die Leitung des Besitzes bis zur Mündigkeit ihres Sohnes Carl Meinhard übernahm. Dieser Carl Meinhard ("Caroll") blieb Junggeselle. Da er somit kinderlos war, ging der Besitz 1936 (nach seinem Tode) auf die Linie Preyl seines Bruders Heinrich über. Von dessen zwei Söhnen erbte der jüngere, Manfred (der ältere, Heinrich war im Ersten Weltkrieg gefallen). Manfred verzichtete und übergab an seinen Sohn Heinrich Graf von Lehndorff, der wegen seiner Beteiligung am Attentat auf Hitler 1944 hingerichtet wurde. Da Heinrichs Bruder Ahasverus im Krieg gefallen war, hätte Hans Graf von Lehndorff (Vetter von Heinrich) die Linie weiterführen können.

Unter Leitung des erfahrensten Restaurators der Königlichen Schlösser in Berlin wurde das Schloss -Raum für Raum- Ende der 1930er Jahre einer grundhaften Sanierung unterzogen.

Es war bis zum Einzug der Roten Armee im Januar 1945 in tadellosem Zustand.

Heinrich Graf von Lehndorff bewohnte mit seiner Familie einen Flügel des Schlosses, in der anderen Hälfte wurde 1941 das "Feldquartier" von Reichs- Außenminister von Ribbentrop eingerichtet. Sein Stab bewohnte das nahe Gästeheim "Jägerhöhe" am Schwenzaitsee.

Nach längerer Besetzung durch die Rote Armee seit 1945 war im Schloss ab den 1950er Jahren eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (PGR) untergebracht. In den 1990er Jahren kam die gesamte Anlage mit Wirtschaftsbereich in die Hände eines damit überforderten Österreichers, dann an eine Warschauer Firma (Jachtbetreiber). Derzeit kann das Schloss nur von außen besichtigt werden, da es mit der Zeit stark verfallen ist, und mit den Renovierungsarbeiten erst kürzlich begonnen wurde. Die größte Kostbarkeit des maroden Baus waren die bemalten und geschnitzten barocken Holzdecken im Mittelteil. Im November 2009 erwarb die "Polnisch-Deutsche Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz" das Schloss. Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen soll es als Begegnungsstätte genutzt werden. Es wird, zusammen mit der deutschen Schwesterstiftung, um ein Nutzungskonzept gerungen, um großzügig Fördermittel zu erhalten. Bisher wurde nur "der Weg kleiner Schritte" gegangen, mit Geld privater deutscher Spender und Mitteln aus dem polnischen Kulturministerium. Dringende Notsicherungsmaßnahmen erfolgen bis Herbst 2013. Eingebrachte Hilfskonstruktionen stabilisieren den Bau statisch, insbesondere auch die Unterkellerung, die Mauerkronen des Mittelteils werden gefestigt, die Fensteröffnungen werden provisorisch durch Folien mit Schlitzen geschlossen, ein Notdach wird aufgezogen. Bisher regnete es herein und der Schwamm breitete sich aus. Die wertvollen, teilweise bereits zerstörten Deckenbretter (1.500 m2) wurden vor Jahren herausgenommen und leider wenig sachgerecht zwischengelagert. Sie werden jetzt desinfiziert und imprägniert

Die Grabkapelle der Lehndorffs ist ab 1945 mehrfach geplündert und zur Ruine geworden.

Der Schlosspark war völlig verwildert. Er wurde im Sommer 2012 als Projekt "Rückschnitt des Wildwuchses im historischen Schlosspark" der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz durch 40 deutsche Jugendliche in zweiwöchigem Einsatz bearbeitet. Insbesondere die historischen Parkwege und Sichtachsen wurden wieder freigelegt.

Am 22. Juni 2009 wurde zum 100. Geburtstag von Heinrich Graf von Lehndorff am Schloss ein Gedenkstein eingeweiht.

 

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Zu diesen Objekten muß abschließend gesagt werden das hier wohl nicht mehr lang etwas zu sehen sein wird.

Leider wird auch hier deutsche Geschichte in Polen zwecks Geldmangel verfallen bzw. unwiederruflich dem Verfall preisgegeben.

Also beeilt Euch !!!

Nachtrag zum vorherigem Beitrag.

Ich besuchte dieses Schloß nocheinmal im Juli 2016. Leider ist auch hier nichts passiert.

Es ist immer noch ein trauriger Anblick.

Juli 2016, Sztynort/ Steinort, Masuren

 

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